Interview mit Frauke Ellerbrock zum Thema Leichtathletik bei BW96
Die spielerische Vorbereitung auf das Deutsche Sportabzeichen
Frage BW96: Hallo Frauke. Schön Dich hier kurz nach Eurem Leichtathletik Training für Kinder und Jugendliche zu treffen. Was bietet Ihr da Woche für Woche konkret an?
Frauke Ellerbrock: Seit 30 Jahren existiert diese Gruppe, die jeden Montag ab 17:30 Uhr im Sommer (April-Oktober) im Stadion trainiert und im Winter in der Sporthalle agiert. Zu dritt wollen wir Mädchen und Jungen zwischen 6 und 15 Jahren Spaß an der Bewegung vermitteln und sie sportlich weiterentwickeln. Wir möchten die Kinder spielerisch auf das Ziel einer erfolgreichen Teilnahme am Deutschen Sportabzeichen vorbereiten. Daher laufen und trainieren wir ja parallel zu der Gruppe um Uwe und Sebastian Hahn, die mit ihren Unterstützern wie Jürgen Bötticher die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens für alle Altersklassen vornehmen.
BW96: Du sagst zu dritt, wer seid Ihr drei?
Frauke: Wir sind drei sehr unterschiedliche „Typen“, da ist für jedes Kind jemand dabei. Florian Petry ist unser Lehrer und Pädagoge, der die Inhalte wunderbar übermitteln kann. Er reist für diese Einheit immer aus Barmbek an. Unser „Super-Sportler“ Fabian Schönbeck kann mit seinen Voraussetzungen enorme Sprünge vormachen, was die Kids zum Nachahmen animiert. Er ist tatsächlich als früherer Teilnehmer aus der Gruppe hervorgegangen und hat schon als FSJler hier mitgewirkt. Ich selbst bin eine leidenschaftliche Sportlerin und möchte gern hier im Verein weitergeben, was mich an Bewegung und Sport so begeistert. Das mache ich bereits, seit ich mit 15/16 als Trainerin begonnen habe.
Frauke, Fabian und Florian wollen den 6 – 15-jährigen Kids Spaß an der Bewegung vermitteln. Das klappt prima, wie man sieht.
BW96: Sah das Training damals so aus wie heute?
Frauke: Nein, zu jener Zeit war es eine Jugend- und Erwachsenen-Gruppe, die mit großartigen Trainern wie Sönke Teichert und Ralf Elsaßer eher den Leistungssport im Fokus hatte, Stichwort Deutsche Meisterschaft für Andreas Michalzik. Wir haben seither einen bewussten Wandel hin zum Breitensport für Kinder und Jugendliche vollzogen. Heute geht es in der einen Trainingseinheit nicht mehr um Wettbewerbe. Wir bleiben in der Leichtathletik, ja, aber wir bilden auch die Grundlagen für eine gute Koordination und verbesserte Körperbeherrschung aus. Wir schieben nicht zur Leistung, sondern wir „lassen laufen“, was einige Zweitsportler aus anderen Sportarten zu uns bringt. Sie mögen das Ungezwungene an unseren Einheiten, bei denen sie sich trotzdem austoben können. Heute sind unsere TeilnehmerInnen so zwischen 7 und 15 Jahren alt.
BW96: Wie geht Ihr denn vor?
Frauke: Wir sind selten mit der Stoppuhr unterwegs. Wir fördern den Bewegungsdrang über das Spiel miteinander und bringen dabei ganz nebenher die Laufbahn näher, lehren die Kinder, eine Herausforderung anzunehmen, vermitteln Lauf- und Atemtechnik und schulen Wurf- und Sprungtechniken.
Auch beim Sportabzeichen haben sich die Disziplinen weg von der reinen Leichtathletik weiterentwickelt. Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination sind die wesentlichen Bausteine geworden.
BW96: Habt Ihr in Eurer Werteskala Erfolge erzielt?
Frauke: Ja, das denken wir. Grob geschätzt haben in den Jahren mehrere hundert Kinder eine motorische Grundausbildung bei Wind und Wetter erhalten. Wenn früher 5-10 Kinder am Training teilgenommen haben, erscheinen heute regelmäßig über 20 Kinder, die immer nach Lust & Laune aufgeteilt werden. Das gibt uns Freude und Zufriedenheit und ist unser Antrieb, so konstant dabei zu bleiben.
BW96: Seid Ihr „aufnahmefähig“?
Frauke: Natürlich, wir haben keinen Aufnahmestopp. Wir haben guten Zulauf, auch oft von Geschwisterkindern. Da die meisten Jugendlichen mit 14-15 Jahren aus der Gruppe gehen und ihre Erstsportart weiter betreiben, findet immer eine gesunde Fluktuation bei uns statt. Draußen haben wir keine Platzprobleme, im Winter ist da schonmal unsere Kreativität gefragt.
BW96: Wenn Du zwei Wünsche für die Weiterentwicklung der Gruppe frei hättest …?
Frauke: Oh ja, da gibt es Ideen. Zum einen würde ich gern den Gedanken einer aktiven Elterngruppe wiederbeleben. Dort könnten dann Eltern parallel zu den Kids ihr Sportabzeichen machen. Aktive Mitmacher sind oft noch bessere Vorbilder als sitzende Zuschauer. Zum anderen schwirrt mir schon länger der Gedanke durch den Kopf, wieder „etwas Besonderes“ für die Kinder zu organisieren. Der Verein hat mit seiner 24-Stunden-Lauf- und Paarlauf-Erfahrung viel Potential. Wir suchen noch nach Event-Vorschlägen!
BW96: Liebe Frauke, vielen Dank für Deine Einblicke und Dein/Euer wunderbares Engagement für die Kinder im Verein!
Das Interview führte Thomas Dobberstein.
„Wir sind drei sehr unterschiedliche „Typen“, da ist für jedes Kind jemand dabei.“