Ein Gespräch mit dem Schenefelder Unternehmer Johann Albert ‚Jan‘ Timmermann 03 | 2023

Interview mit Jan Timmermann, geboren 1933, Blau-Weißer seit gut 77 Jahren, Schenefelder mit Leib und Seele. Ehemaliger Fußballer in der Bezirksliga und langjähriger Förderer des Vereins, ehemaliger 1. Stadtrat. Mit Terrabaltic erfolgreicher Unternehmer.

Frage BW96: Lieber Jan Timmermann, vielen Dank, dass Sie mich hier bei sich zuhause empfangen. Sie sind seit über 77 Jahren Mitglied bei BW96 und seit 2016 Ehrenmitglied des Vereins. Das beeindruckt mich. Ist diese Vereinstreue eine Generationsfrage?

Jan Timmermann: Herzlich Willkommen. Nein, eine Generationsfrage wahrscheinlich nicht. Ich bin ja sehr Schenefelder und Blau-Weiß ist ebenfalls Schenefeld. Da passt es doch, wenn ich auch Teil des Vereins meiner Stadt bin. Beruflich bin ich genauso immer Schenefeld treu geblieben, obwohl ich Export-Kaufmann gelernt habe. Ich habe hier gegründet und mein Geschäft betrieben.

BW96: Waren Sie denn lange sportlich aktiv im Verein?

Jan: Angefangen hat es 1946 als ich 12 Jahre alt war. Ich wollte unbedingt Fußball spielen. Meine Schulkameraden und ich haben uns extrem bemüht, eine Mannschaft zusammenzustellen und kaum ein Jahr nach dem Krieg ging dieser große Wunsch in Erfüllung. Wenn man etwas will, kann man auch etwas bewegen!

Bis 25 konnte ich also wunderbar bis zur Bezirksliga mitspielen, doch dann habe ich mich so am Knie verletzt, dass ich mit diesem Sport leider aufhören musste.

BW96: Aber das war noch nicht das Ende des Sportlerlebens, oder?

Jan: Stimmt, einerseits bin ich dann hauptsächlich Reiter geworden, habe hier eine Reitanlage mit aufgebaut. Andererseits bin ich dem Fußball und der 1. Herren als Sponsor mit meiner Firma Terrabaltic noch einige Jahre verbunden geblieben.

Jan Timmermann in seinem schönen Garten freut sich: „Interviewt wird man ja nicht alle Tage!“

„Eine Richtung vorgeben und alle mitnehmen.“

Das Interview wurde Ende Oktober 2023 von Thomas Dobberstein geführt.

BW96: Als Sie im Herrenalter angekommen waren, gab es laut Ihrem Reime-Band in den Fünfzigern schon vereinspolitische Arbeit für Sie und Ihr Team zu tun. Blau-Weiß aus dem Dorf und Schwarz-Weiß aus der Siedlung waren zusammenzuführen. Wie ist Ihnen das gelungen?

Jan: Meine Mannschaft hatte guten Kontakt zur Siedlung, also haben wir Spieler unsere Kontakte genutzt, um die Wiedervereinigung anzustreben. Das war wirklich schon ein frühes Kennlernen von Vereinspolitik (grinst). Also unser damaliger sehr engagierter Vorsitzender Karl Vogelsang hatte sich mit einigen Artikeln nicht sonderlich beliebt gemacht in der Siedlung. Vielleicht war das ein Teil der Gründungsgeschichte von Schwarz-Weiß. Als dann bei uns Neuwahlen anstanden, hat das ganze Team den Architekten Ernst Bach gewählt, weil wir wussten, dass er ein Freund des SW-Vorstands war. Seine Wahl war sicher Grundstein für die gelungene Wiedervereinigung des Vereins.

BW96: Was macht ein gutes Vereinsleben für Sie aus?

Jan: Es war für mich von Kindesbeinen an faszinierend, Menschen auf dem sportlichen Sektor zusammenzubringen. Das habe ich zuerst bei Blau-Weiß erleben dürfen und später beim Aufbau des Elbdörfer und Schenefelder Reitervereins erneut. Vereinsleben ist so besonders, weil man als Verein mehr bewegen kann als allein!

„Als Verein kann man mehr bewegen als allein!“   

BW96: Gibt es etwas, was Sie jungen Sportlerinnen und Sportlern gern mit auf den Weg geben möchten?

Jan: Aus meiner Sicht ist der Idealismus nicht immer so zu spüren wie früher. Wir waren allerdings auch nicht von so vielen Dingen wie Fernsehern, Computern und Handys abgelenkt. Wenn damals in der Schule 10.000 m zu laufen waren, waren alle aus der Klasse dabei. Ich habe kein Allheilmittel, um das zu beeinflussen, außer mit gutem Beispiel voranzugehen für den Sport. Interesse wecken ja, aber die Ablenkung zu vermeiden liegt bei jedem selbst. Und Blau-Weiß macht das schon klasse mit seinem breit gefächerten Angebot. Damit kann man Leute begeistern.

BW96: Ihre Frau Renate feiert in diesen Tagen einen besonderen Geburtstag und ist bald 60 Jahre lang Vereinsmitglied. War es damals leicht, sie zum Eintritt zu bewegen?

Jan: Nein, es war selbstverständlich für sie, mit einzutreten und so den Verein zu unterstützen. Sie war immer schon eine aktive Reiterin, was nun keine BW96 Sportart ist, aber sie war trotzdem immer dabei.

BW96: Gab es etwas, was Sie schon früh in der Welt des Sports und im Verein gelernt haben, was Sie später für Ihre erfolgreiche berufliche Karriere nutzen konnten?

Jan: Ja, ganz vieles. Weiter zu denken, engagiert zu sein, als Mannschaftskapitän Menschen ohne Druck vom Mitspielen zu überzeugen. Nicht drangsalieren, sondern alle mitnehmen. Durch dieses Vorgehen habe ich später sehr viele langjährige Mitarbeiter in meinem Unternehmen gehabt. Man muss eine Richtung vorgeben und dann die Beteiligten entsprechend mitnehmen und fördern, damit sich die Menschen wohlfühlen in ihrem Job. Im Grunde sehr ähnlich wie im Sport.

BW96: Vielen Dank, lieber Jan Timmermann für dieses angenehme Gespräch! Und für die schönen Reime aus ‚Jan vom Hoff‘. Meine Lieblingszeilen sind die, wo Sie Ihren „Hallenfußball“ auf Strumpfsock im Ballsaal beschreiben!

Jan: Es gab ja noch keine Turnschuhe …